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01 01 | '14

Ablauf eines Projekts

Hier mal überschlagsmässig, wie so ein Projekt ablaufen kann:

Wir erfahren das Thema des Kurses: "Inside out, outside in"

Als nächstes muss ich darin ein Thema für mich selbst suchen. Meine Idee: Dissoziation. Psychologie scheint sich hier als Inhalt geradezu anzubieten.

In der ersten Woche probieren wir ohnehin vor allem die verschiedenen Drucktechniken aus, ich wähle aber als Motiv bereits einige mögliche Bilder für das Thema.

Besprechung. Die Dozentin sagt mir, dass ich ein zu komplexes Thema für die zwei Wochen Projektlaufzeit gewählt habe. Und zeigt mir nebenbei, dass ich mal wieder zehn Aussagen in dasselbe Bild gepackt habe, statt daraus einzelne Bilder zu machen. "Everything matters", sagt sie und meint damit: jeder Strich auf der Zeichnung ist wichtig, Reduktion auf das Nötigste ist also ein Muss. Ich bin fasziniert von ihrer Art, etwas fast ein wenig abstrakt auszudrücken und doch so, dass man es versteht.

Die Beispiele der Dozentin blockieren mich. Ich sitze frierend auf meinem Stuhl und fluche, weil ihr Beispiel bereits all das aussagt, was ich sagen wollte. Nach fünf Stunden intensiven Hirnens dann endlich eine Lösung, die mich befriedigt: ich arbeite mit Kommunikationssituationen, in denen jemand das eine sagt und das andere denkt. Die Sprechblasenköpfe eignen sich perfekt dafür.

Ich entwickle ganz verschiedene Situationen, beginne, mit Schrift und Farbe zu spielen, in verschiedenen Schichten zu denken. Hierfür ist die Druckwerkstatt wirklich Gold wert.

Die Dozentin schaut sich auch mein Skizzenbuch an und sagt, ich solle noch freier werden, ich würde zu sehr in Richtung Comics abdriften. Und ich sollte eine einzige Szene herauspicken und diese in immer wieder wechselnden Varianten darstellen. Ich verstehe, was sie meint. Und doch fühlt es sich an wie jedes Mal, wenn ich das höre, dieses "du könntest noch freier..." - ich bin erstmal down, hab schlechte Laune, weiss nicht, wohin mit mir. Schliesslich rappel ich mich auf und setze mich wieder dran. Freier. Gut. Versuchen wir's.

Es wird freier. Ich steige auf Monotypie um, eine Technik, die sehr viel schneller umgesetzt werden kann als Tief- und Linoldruck. Jetzt produziere ich auf die Schnelle viele Bilder.

Zweitletzter Tag. Die Dozentin schlägt vor, dass ich den Inhalt noch ein letztes Mal wechsle. Ich kenne das inzwischen. Wenn du schon ganz zufrieden bist mit dem, was du erreicht hast und innerlich schon abschliesst, geben sie dir noch einmal einen Arschtritt, dass du die Entwicklungs-Treppe nochmals eine Stufe hinauf fliegst. Das ist zwar anstrengend, zeigt einem selbst jedoch, dass da noch viel mehr schlummert, wenn man sich nochmals pusht.