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26 05 | '17

Der Frühstücksapfel.

Beim heutigen Frühstücksapfel (der erste aus einer Sechserpackung) der Geschmackstest. Erster Gedanke: schmeckt gut, leicht säuerlich. Zweiter Gedanke: schmeckt wie diese "Apfelringe" aus Kautschuk oder PVC, giftgrün lackiert und mit Zucker besamt, welche wir früher am Kiosk gekauft haben. Ein beunruhigender Gedanke, denn läge doch die Idee nicht fern, die natürliche Frucht mit ein paar zusätzlichen Aromastoffen zu impfen. So könnte sich dann der Apfel allein auf die Ästhetik konzentrieren, Einheitsgrösse 5 mit ISO-zertifiziertem Stielansatz (fallsicher und gegebenenfalls mit Magsafe-Verbindung, um ein Ausreissen zu vermeiden). Die kleinen Kinder lernen: die Milch kommt aus der Fabrik und der Apfel aus dem 3D-Drucker. Ein paar erste Obstbauern sollen schon umgestellt haben (obwohl es illegal ist) und nachts, wenn man an ihrem Lagerhaus vorbeischleicht, sieht man durch die Ritzen den Raum voller Drucker, es ist ein Zischen und Surren, dass einem schwindlig wird, und irgendwo mittendrin der Bauer – an seinem Laptop – wie er die Apfelmodelle immer leicht variiert, damit keine zwei Äpfel wirklich identisch aussehen. Wie heisst seine neu kreierte Apfelsorte? McIntosh natürlich. Anfangs gab es Probleme mit der Verdauung, aber inzwischen wissen die Bauern, wie gross der Anteil an PVC und Sägespänen maximal sein darf, damit die Konsistenz noch stimmt. Weil die kleinen Kinder die künstlichen Äpfel anfangs nicht essen wollten, begann man, die Weichmacher im Plastikspielzeug mit Apfelaroma zu durchmischen, und siehe da, inzwischen machen die Kleinen (und später die Grossen) keinen Unterschied mehr zwischen Gummiquietschente und Äpfeln, ganz nach der Manier: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.