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05 11 | '16

Die kürzeste Rolltreppe der Stadt

Die Menschen sind seltsam. Da gibt es Rolltreppen. Die wurden erfunden, damit man nicht Treppen steigen muss. Wenn man das wollen würde, würde man die Treppe benutzen – dafür gibt es die ja. Ich nehme ja auch nicht den Fahrstuhl und laufe darin im Viereck, bis ich oben angekommen bin. Früher war das ja noch nicht so schlimm, aber heute gehen ganze Marschkolonnen die Rolltreppe hoch. Da bleiben Opfer natürlich nicht aus. So beispielsweise die ältere Dame, die sich versehentlich auf die linke Seite der Rolltreppe verirrt hat. Getrieben von einer Horde Berufstätiger erklimmt sie die überhohen Treppenstufen. Irgendwann in der Mitte wirft sie erschöpft einen Blick über die Schulter, aber die kennen kein Erbarmen, scharren mit den Hufen und wetzen die Hörner am Treppengeländer.

Ich kann die Leute ja verstehen. Die Dame bremst hier das Wirtschaftswachstum aus. Hinter ihr in der Schlange gehen Produktivkräfte, die nun zwei Minuten später zur Arbeit kommen. In der Zeit hätten vier Plastik-Kugelschreiber verkauft werden können!

Wir sollten dringend eine allgemeine Geh-Pflicht auf Rolltreppen einführen. Mit einem Mindesttempo, so wie auf der Autobahn. Dafür gibt es dann eine Rolltreppen-Gehberechtigung. Wer das Tempo nicht schafft, muss sich entweder Huckepack von jemandem die Treppe hoch tragen lassen oder den Fahrstuhl benutzen. Und um die Leute richtig zum Gehen zu motivieren: wer als letzter die Rolltreppe benutzt, wird per automatisierter Falltür entsorgt. Dann kommt endlich Leben in die Bude!

Apropos Rolltreppen: Im Zürcher Hauptbahnhof gibt es eine phantastische Rolltreppe – die hat ungefähr sieben Stufen. Das hat nichts mit der Erleuchtung zu tun, im Gegenteil. Das ist ein geheimer Prototyp, das weiss nur keiner. Künftig wird in jedem Fitnessstudios statt eines Laufbandes eine kleine Rolltreppe stehen, damit die Beinmuskulatur gezielt trainiert werden kann.