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11 06 | '14

Dokumentationen schreiben

Dokumentationen sind bei uns immer mal wieder gefordert. Das heisst: alle Baggerbilder fotografieren, mit Photoshop aufbereiten. Dann einen Text über die letzten sechs Wochen schreiben - was war die Aufgabe? Was habe ich gemacht? Welche Probleme gab es, welche Erkenntnisse?

Und dann geht es ans Layouten. In dieser Phase stecke ich gerade fest. Layout ist definitiv nicht meine Stärke. Ich würde ja gerne sagen: "Bah, interessiert mich nicht, will ich nicht." Leider muss man die eigene Arbeit gut präsentieren können - das ist Teil der Berufsbeschreibung einer Illustratorin.

"Ich hab da mal was gemacht, weiss aber nicht, ob es wirklich gut ist, aber schauen Sie es sich mal an" ist definitiv nicht förderlich, wenn es darum geht, die eigenen Zeichnungen zu verkaufen. Genauso ist es beim Layout. Ein hässliches Layout kann die tollsten Zeichnungen zugrunde richten.

Und ich bin immer so ein Genie darin, alle möglichen Formate zum Zeichnen zu verwenden. Querformat, Hochformat, gross, klein, schief gefaltet. Bei jeder Doku schwöre ich mir, dass ich künftig nur noch stur auf A4 Hochformat zeichne - das wäre zum Layouten wenigstens einfach.

Gemischte Formate heisst: jede Seite liebevoll pützeln und tausend Mal die Bilder und Texte herumschubsen, bis es endlich halbwegs stimmig ist.

Nun gut, es hilft ja nichts. Ich kann nicht wirklich gut layouten, aber ich muss es lernen. Bisher habe ich jeweils hilflose grosse Augen gemacht und die Dozentin hat mir dann natürlich so viel geholfen, dass ich praktisch nichts mehr selbst machen musste. Auf Dauer kriege ich mit der Strategie aber ein Problem. Also kratze ich mühsam zusammen, was ich jemals über Layouts im Unterricht gehört und ausprobiert habe. Breite Spalten für ein intellektuelles Publikum, das auch ab und zu ein Buch liest. Schmale Spalten für die FastFood-Leser mit Aufmerksamkeitsdefiziten. Schrift darf Zeichnungen nicht erschlagen. Aber bei mir fängt doch das Problem schon beim Erstellen des Dokuments an: Hoch- oder Querformat? Woher zur Hölle soll ich das wissen?

Ich fühle mich wie beim Tetrix. Textblöcke, Bildblöcke, Bildunterschriften. Welches Klötzchen könnte man wie noch wie platzieren, dass möglichst keine unschönen Löcher entstehen? Ich kann die KollegInnen vom Graphic Design aka Visuelle Kommunikation nicht verstehen. Wie zur Hölle kann man sich so etwas freiwillig antun? Wenn ich daran denke, dass ich mal in Erwägung gezogen habe, dass ich Graphic Design studieren könnte, läuft es mir kalt den Rücken runter.

Nein, im Ernst: Mir fällt auf, dass Layouten ein anderes Denken benötigt als das Zeichnen oder das Erfinden von Geschichten. Beim Layout geht es ums Konstruieren, ums Planen, ums Organisieren, sprich: um die Gehirnhälfte, die bei mir ziemlich unterentwickelt ist. Früher war ich der Meinung, dass das planerische, logische, strategische Denken meine Kreativität behindert. Inzwischen ist mir klar, dass ohne ein Mindestmass an Struktur und ohne das Nachdenken über die eigenen Prozesse die Qualität leidet - wenn man denn überhaupt das Projekt bis zum Ende durchzieht.

Nach ein paar Stunden sieht mein Layout wenigstens langsam so aus, als hätte zumindest jemand versucht, ein Konzept über sämtliche Seiten hinweg durchzuziehen. Es gibt noch viele Ecken, die unharmonisch aussehen, es wird noch drei, vier Durchgänge brauchen und ein paar tausend Umstellversuche, aber ich sehe Licht am Horizont. Wenn ich es geschafft habe, nach sechs Wochen einen Bagger komplett aus dem Kopf zu zeichnen, dann muss es doch auch möglich sein, diese blöde Layoutsachen zu lernen, oder?