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17 03 | '14

Konkurrenz

Anfangs kommen fünfzehn unsichere Hobbyzeichner in die Klasse. Keiner will zuviel von sich zeigen, jeder will erstmal sehen, was der andere kann, bevor man sich selbst blamiert. Sieht man zum ersten Mal eine gute Zeichnung von jemand anderem, versinkt man im Selbstzweifel und Grübeleien und Neid steigt auf. Alle sind besser als man selbst.

Bei mir war diese Phase besonders übel. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich am schlechtesten von allen zeichnete. Ich fragte mich, wieso man mich überhaupt in diesen Studiengang gelassen hatte, wo es doch noch fast 80 weitere Kandidaten gehabt hätte.

Dann überwindet man die ersten Hürden und gewinnt an Selbstsicherheit. Die geniale Zeichnerin hat vielleicht dafür Probleme damit, Ideen zu entwickeln, was wiederum ich gut kann. Ich schaffte es, immer wieder über meine Grenzen zu gehen, es immer weiter zu treiben, wo andere vorsichtig bleiben.

Und so spüren wir langsam, wie wir heranwachsen und merken, dass wir uns besser gemeinsam weiterentwickeln. Dass wir vielleicht besser einmal fragen "wie machst du das? Hast du mir einen Tipp?", statt nur neidisch und griesgrämig auf dessen Zeichnungen zu schauen. Konkurrenz belebt nicht, sie erdrückt. Wer während des Schaffens nur überlegt, was die anderen wohl gerade besser machen oder was man tun kann, um besonders gut anzukommen - der ist vermutlich nicht besonders entspannt. Ich kenne das sehr gut aus eigener Erfahrung.

Wenn jedoch eine Vielfalt entsteht und jeder auf seine eigene Art etwas ganz Besonderes erschaffen wird, dann gibt es keine Konkurrenz mehr. Weil keine zwei Menschen gleich sind, weil keine zwei aus unserer Klasse gleich zeichnen - das ist so individuell wie ein Fingerabdruck.

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