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26 09 | '13

Pausen machen, Pausen machen, Pausen machen?

Kleid zur Zeit der Industrialisierung (Tusche und Feder)
Kleid aus der Zeit der Industrialisierung (ca. 1850)
Kleid zur Zeit des Klassizismus (Typo)
Kleider zur Zeit der 1920er Jahre (Tusche und Feder)
Kleid zur Zeit der 1920er Jahre (Typo)
Kleid zur Zeit der 1960er Jahre (Tusche und Feder)
Kleid zur Zeit der 1950er bis 1960er Jahre (Tusche und Feder)
Kleid zur Zeit der 1960er Jahre (Typo)

Ich komme langsam zum Schluss, dass die Mode und die Typographie eine ähnliche Geschichte hinter sich hat. Man hat den Buchstaben die Serifen abgeschnitten und der Mode die Rüschchen und Perlen. Irgendwie ist alles etwas flacher, reduzierter, (langweiliger?) geworden. Zu flach für meinen Geschmack. Zurück zu den Serifen, sage ich!

 
Eine Dreiviertelstunde vor Schulschluss. Ich sitze so da und überlege - Pause oder Arbeit? Eigentlich bin ich müde. Meine Konzentration lässt nach. Ich hab mich auf drei Zeilen zweimal verschrieben. Aber wenn ich die letzte Zusatzaufgabe noch schaffen will, brauche ich diese fünfundvierzig Minuten. Also Gehörschutz auf. Das Plaudern um mich herum verebbt zu einem leisen Murmeln. Ich schalte inspirierende Musik ein. Jetzt sind wir ganz allein auf der Welt. Ich und diese Melodie und dreimal sechsundzwanzig Buchstaben.
 
Und da passiert sie, diese Magie, die ich so sehr liebe. Ein Teilchen fügt sich ins nächste, ich wage frech Sachen, bei denen ich nicht sicher bin. Es ist, als würde die Melodie auf das Bild über greifen. Am Schluss muss nochmals die analytische Gehirnhälfte eingreifen, damit ich das Bild nicht noch ruiniere. Ich liebe die Formen dieser Schrift, ich liebe die klotzigen Serifen und die leichte Strichdynamik. Es ist, als würde die Schrift singen. Das Zeitalter der Industrialisierung ist vollendet.
 
Im Nachhinein zittere ich, weil mir der Koffein eingefahren ist und ich zu wenig gegessen habe. Ich bin über meine Erschöpfungsgrenze gegangen. Meine Erkältung meldet sich zurück. Hätte ich zuvor die Pause machen sollen? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass dies der einzig mögliche Zeitpunkt für dieses Bild war. Nach vier Stunden Arbeit mit den Schriften stellte sich endlich das Gefühl ein, das ich brauchte. Morgen früh wäre das Gefühl vielleicht nicht mehr da gewesen. Das war es mir wert.
Andererseits weist uns unsere Dozentin immer wieder auf die Gefahr des "Ausbrennens" hin. Man muss sich dann möglicherweise fragen, wie oft man das machen kann. Diese Frage werde ich hoffentlich in den drei Jahren Studium zumindest teilweise beantworten können: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Pause zu machen, und wann darf man auch mal eine Pause übergehen?
Zeitmanagement ist völliger Blödsinn. Ich habe an einem Tag viel Zeit. Lust, aktiv zu sein, habe ich auch. Nur die Energie, die macht irgendwo auf der Dreiviertel-Strecke schlapp. Auch wenn man tut, was man gern macht, und am liebsten nie wieder damit aufhören würde - irgendwann muss man aufhören. Irgendwann muss man sich von der Kunst ab- und den profanen Dingen des Lebens zuwenden, die da lauten: Essen, Schlaf, Toilette.
 
Hier noch ein paar interessante Links:
 
 
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