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26 03 | '14

Sich treu bleiben

Beim aktuellen Modul gab es ziemliche Brüche. D.h. ich hab einen Ansatz eine Weile verfolgt, dann komplett abgebrochen und wieder etwas Neues angefangen. Meine Erfahrung war bisher, dass man selten wirklich auf etwas ganz Neues umsteigen muss - oder wenn man es tut, dann fügt es sich mit dem bis dahin Entstandenen auf wundersame Weise wieder zusammen. Normalerweise entwickelt sich die Sache immer weiter und am Schluss hat man eine Reihe von Bildern, durch die es einen roten Faden gibt - ohne, dass man das bewusst hätte steuern müssen.

Wer war also für die Brüche verantwortlich? Dass wir einen vorgegebenen Text illustrieren, war bei mir definitiv dafür verantwortlich. Ich hatte nur noch die Schere im Kopf, die jede Idee beim Entstehen schon wieder zerschnipselt hat. Heute habe ich dann diese innere Schere weggeworfen. Ich bin auf eine Idee aufgesprungen, von der ich ziemlich sicher bin, dass sie morgen wieder kritisiert wird. Aber diesmal habe ich einfach weiter gemacht und es bis zum Abend durchgezogen. Wenn die Bilder schlecht aufgenommen werden, muss ich das eben hinnehmen. Ich kann nicht kreativ sein, wenn ich ständig überlege, was der Dozent oder die Dozentin wohl dazu sagen würde. Wenn ich das tun würde, würde ich gewissse Mordgelüste gegenüber den Dozierenden entwickeln.

Wir sollen den Artikel zu den "Wiesenbergern" illustrieren, ein Jodelklub, der sehr bekannt worden ist, bis sich nur noch Auftritt an Auftritt reihte und ihre Musik kommerzialisiert wurde. Zum Schluss haben sie sich entschieden, dass sie diesen Medienzirkus nicht mehr wollen. Lustigerweise ist das auch gerade mein Thema in Bezug auf diesen Artikel - sich treu bleiben oder sich verkaufen? Heute bin ich mir treu geblieben.

Und was ich aus diesem Modul mitnehme: nicht zu früh von den Dozenten Feedback einfordern. Wenn ich beim Ideensuchen bereits Kritik bekomme, blockiere ich total. Gemäss diverser Literatur zum kreativen Prozess soll man abwechslungsweise kreativ und kritisch/reflektierend sein. Die Betonung liegt bei "abwechslungsweise". Kreativität hat viel mit Loslassen und Spontaneität zu tun - das verträgt sich nicht mit dem Kontrollfreak-Zensor in einem drin.