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11 10 | '13

Typgraphie, die letzte

Der Tag begann damit, dass ich die Schlummer-Taste meines Weckers drückte. Und nochmals. Und nochmals.

Entsprechend fit und wach begab ich mich an die Schule. Nach fünf Wochen Typographie spürt man doch langsam ein Ziehen in der Magengegend. Die Dozentin hat das wirklich super gemacht. Es hilft alles nichts - mein Steckenpferd wird das nie. Für eine Weile habe ich genug Buchstaben auf dem Blatt herumgeschubst.

 

Rückblick - vor drei Wochen begannen wir mit der Schrifthistorie, ich formte Renaissance-Kleider aus einer Schrift, die der Renaissance entsprang und das analog für Barock, Klassizismus, Zeit der Industrialisierung und die Moderne. Das war ein sehr sinnlicher Umgang mit den Formen der Schrift und ich habe mich unsterblich in die Schrift "Clarendon" verliebt.

Dann der Besuch im Gutenberg-Museum, der mir lange in Erinnerung bleiben wird. Vor allem das Fass mit den alten Buchstaben, an dem ich mich reichlich bedient habe. Buchstabenstempel einmal anders.

In dieser Woche illustrierten wir auch die Fachbegrife aus der Typographie - den Durchschuss, die Dickte und so weiter. Das hat Spass gemacht.

Was dann diese letzte Woche folgte, machte definitiv etwas weniger Spass, war dafür aber umso lehrreicher. Man wähle zu einer gegebenen Zeichnung eine passende Schrift und versuche, die Wörter so auf das Blatt zu setzen, dass keine toten Ecken entstehen und die Zeichnung nicht umgebracht wird (ein mörderisches Unterfangen).

Im Klartext heisst das: Absatz zusammenkleben und dann so lange auf dem Blatt herumschieben, bis es irgendwie passabel aussieht. Kopieren. Kopie an die Wand kleben und dabei merken, dass der Absatz nur ein Mü zu tief sitzt. Also den Absatz wieder verschieben, kopieren. Dann mutiger werden, den Absatz in zwei, drei Absätze aufteilen und die auf dem Blatt herumschieben. Und die vorangegangenen Schritte gefühlte fünfzig Mal pro Tag wiederholen. Irgendwann bekommt man dann langsam das Gespür dafür, was man wohin setzen kann und was nicht. Sehr hilfreich war in dem Fall auch die Dozentin, die mich immer wieder auf kleine Details aufmerksam machte.

Und nach dieser Übung war bei mir die Luft raus. Durch den zweiten Entwurf, bei dem man nicht so sehr an die Vorgaben gebunden war, zwängte ich mich gerade so eben noch so durch.

 

Heute stand uns dann noch eine kleine Zusatzaufgabe bevor: ein Selbstportrait plus drei Zeichnungen, in der ein Kommentar oder ein Highlight zu der jeweiligen Woche zu sehen sein sollte. Das alles sollten wir auf Post-It Zettelchen zeichnen. Endlich wieder etwas Entspannung!

Fünf Wochen Typographie. Ich war bei unserer kleinen Vernissage wohl nicht die einzige, die ihren Sauser schlürfte und froh war, dass es jetzt endlich vorbei war. Die Dozentin hatte einen wunderbaren Apéro organisiert. Ich bin ihr sehr dankbar für alles, was ich von ihr lernen konnte. Und ja - ein kleines bisschen habe ich auch meine Freude an diesen verflixten Buchstaben gefunden.

 

Heute ging es (fast) nur noch darum, die Ausstellung vorzubereiten. Wir sollten auf die gelben Post-It Zettel eine Art Feedback oder Kommentar zu jeweils einer Woche zeichnen. Ich war schon fast fertig, da hörte ich: Keine Texte auf die Post-It's, nur Bilder. Also neue Zettelchen geholt und nochmals von vorne.