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16 05 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase 32

Die Katastrophe, die ich befürchtet hatte, ist nicht eingetreten. Und irgendwie doch. Soweit ich den Film bisher mal zusammengeschnitten habe, scheint das Grundprinzip der Geschichte zu funktionieren. Die Ästhetik gefällt mir auch. Das sind die gute Nachrichten. Die schlechte Nachricht: es reicht trotzdem nicht. Meine schauspielerischen Fähigkeiten halten sich sehr in Grenzen und das sieht man auch - das ist eher Niveau Schultheater in der sechsten Klasse. Ich habe kein Repertoire, aus dem ich schöpfen kann. Das zweite Problem liegt in der Beleuchtung - ich habe einige gravierende Fehler gemacht. Das Licht kommt aus der falschen Richtung, so dass Schatten geworfen werden, wo keine sein sollten. Bei einer anderen Aufnahme ist das Licht ungenügend, so dass es ein Schneegestöber gibt - was man auf dem kleinen Display der Kamera nicht sah, auf dem Laptop-Bildschirm allerdings sehr wohl. Das sind Dinge, die könnte man bis zu einem gewissen Punkt digital nachkorrigieren oder ergänzend verfilmen. Aber wenn es an so vielen Punkten gleichzeitig Mängel hat, dann muss und will ich da auch die Konsequenzen ziehen.

Will heissen: ich drehe das Ding nochmal. Komplett. Ich werde zusehen, ob ich kurzfristig zwei Schauspiel-Studierende finde, welche für schlechten Lohn und ein paar Mahlzeiten bereit wären, mitzumachen. Und ich brauche jemanden zusätzlich für die Beleuchtung. Die zwei Drehtage waren extrem wertvoll. Nicht nur habe ich gesehen, was an Equipment alles wie kaputt gehen kann (worauf ich mich vorbereiten muss), sondern auch, wie extrem anstrengend es ist, die Konzentration zu behalten, wenn man alles selber machen will. Welche Szene soll jetzt gedreht werden, welche Requisiten braucht es dafür, ist das Licht in Ordnung, stimmt der Bildausschnitt, welche Perspektiven wären noch möglich, welche Gesten, Mimiken... und läuft die Kamera überhaupt? Und dann noch zu schauspielern. Nach sechs Stunden filmen war ich total erledigt und das Ergebnis unzufriedenstellend. Dafür kann ich jetzt aber auch einschätzen, wie viel Zeit das Ganze braucht. Wir haben den gesamten Film praktisch zweimal in diesen zwei Tagen gedreht. Das heisst, wenn dieselben Szenen etwas häufiger wiederholt werden, es mehr verschiedene Varianten gibt, ich die Perfektionistin in mir rauslasse, sollte es möglich sein, den Film in zwei Tagen einmal sauber zu drehen. Was allerdings bedingt, dass diesmal auch die Vorbereitung stimmt.

Ich werde das Filmmaterial jetzt trotzdem provisorisch zusammenschneiden. Dadurch sieht man schonmal, wo die Geschichte funktioniert, wo nicht und welche Aufnahmen es braucht. Ausserdem wollen einige Dinge repariert werden, bei den Kulissen habe ich noch 2-3 Ideen, die ich noch hinzufügen will, einiges muss verbessert werden und dann das Wichtigste: Belichtungstests und Filmtests durchführen.

Fast schon hatte eine Entspannungsphase eingesetzt, fast schon dachte ich: jetzt hab ich das Ärgste geschafft. Trotzdem, die Motivation ist noch da. Ich habe viel Zeit und Energie in diesen Film investiert - zu viel, um es jetzt bei "Schultheater-Aufführung" zu belassen und damit die ganze vorherige Arbeit zu entwerten. Wenn der Film schlecht wird, dann soll es nicht daran gelegen haben, dass ich mich davor gescheut habe, die letzten Kilometer auch noch zu Ende zu gehen. Und ja, ich spüre einen leichten Anflug von Panik, dass es beim zweiten Dreh nicht klappt. Diese eine Chance habe ich noch - für einen dritten Versuch reicht die Zeit nicht mehr. Danach werde ich versuchen, das Beste aus dem bestehenden Material herauszuholen.

Die Anfragen an Schauspielstudierende gehen heute noch raus - drückt mir die Daumen!