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09 06 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase 42

Einen letzten Augenblick stand ich in der Tür. Betrachtete nochmals meine Wohnung, bevor ich die Kamera-Tasche auf die Schulter hievte, das Lichtstativ unterhakte und die letzte verbliebene Lampe mit mir nahm. Das war der Moment, in dem sich meine Wohnung von einem Filmset in eine Wohnung zurück zu verwandeln begann. Noch standen die Kulissen, noch lag eine Spur von Erdduft in der Luft.

Im Zug sass sie die ganze Zeit neben mir, die Sony-Kamera in ihrer sicheren Tasche. Bald würden wir uns trennen müssen. Zärtlich streichelte ich über die Tasche. "Alles okay, du wirst eine neue begeisterte Filmerin finden, die dich ausleiht. Keine Sorge", flüsterte ich ihr zu. Trotzdem - sie würde mir fehlen. Und es würden wohl ein paar Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen, bevor ich wieder so eine professionelle Kamera in den Händen halten würde. Nicht, dass ich ihr gerecht geworden wäre. Nichtsdestotrotz war sie mir ans Herz gewachsen.

Am Tag zuvor hatte ich den Abspann des Films gemacht. Diese Zeit, die jetzt begann, war der Abspann meines Studiums. Noch ein paar letzte Szenen, noch die Auflösung - und dann würde unweigerlich die Schlussmelodie folgen. Und dann die schwarze Leinwand. Nicht nur die Kamera würde mir fehlen.