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20 05 | '17

Von Zahn- und Zehenpflege

Kürzlich sitze ich bei einem Martini an der Aare und gönne mir dazu Menninghaus' wundervolles Buch "Ekel". Es ist ein wunderschöner Abend, die Schwalben kreisen sommerverheissend über unseren Köpfen, da macht es "Plopp". Eine jener gefiederten himmlischen Wesen hat sich gerade dazu herab gelassen, aus zweihundert Metern Höhe in meinen Drink zu kacken. Es handelte sich hier um eine schwälbische Wette, welches Mitglied des inoffiziell eidgenössischen Formationsflugs dies zustande bringen würde (visueller Anhaltspunkt, der per Zwitscherfunk an das restliche Geschwader weitergegeben wurde: direkt vor dem Vogelnest. Gemeint war meine Frisur.). Glücklicherweise traf bereits der erste. Was sonst passiert, erlebte kurz darauf eine Dame vor mir, auf welche ein regelrechter Shitstorm... Aber ich war bei Menninghaus und seinem Buch, da erinnerte ich mich an die Bemerkung eines Kollegen: "Diejenigen, die die Zähne nicht regelmässig putzen, werden wohl auch den Bereich unter den Nägeln nicht waschen." Da muss ich ihm Recht geben, diese Überlegung ist durchaus in sich stimmig, wobei ich es mir recht mühsam vorstelle, jeden Abend die Zehennägel mit der Zahnbürste und Zahnpasta abzuschrubben und anschliessend noch die Zehenzwischenräume mit Zahnseide zu pflegen. Bei Letzterem wird empfohlen, die Zehen ganz fest zusammenzupressen, um einen möglichst grossen Putzeffizienten zu erreichen. Und dann wird das ja unglaublich kompliziert, man braucht eine zweite Zahnbürste – zwingend in einer anderen Farbe, sonst sind Zehennägel mit Trauerrand das kleinste Problem, bei einer Verwechslung droht Karies an den Zehenrändern. Da wird dann nicht mehr gebohrt, sondern amputiert – und selbst bei regelmässig gebleichten Zehen wird niemand glauben, dass der grosse Porzellanzeh echt ist, insbesondere dann nicht, wenn Tante Liseli noch ein paar florale Muster darauf gepinselt hat, damit er zum Sonntagsgeschirr passt. So stehen dann in ihrem Schrank regelmässig zwischen all den selbst bemalten Tellern und Tassen auch noch ein paar Reserve-Porzellanzehen und natürlich der vergoldete Zeh, der nur Sonntags in der Kirche getragen werden darf (das war ein Trick von Oma Ottilie: falls mal kein Geld in der Brieftasche ist, schmeisst man notfalls einfach den Zeh in die Kollekte). Glücklicherweise desinfiziert Alkohol ziemlich gut, so dass Opa-Hanspeter hinterher keinerlei Beschwerden spürte, als er sich darin versehentlich im Suff einen Martini eingoss, sich auf den Balkon setzte und die Schwalben Zielscheissen übten – dafür vergass er im Suff, die Nebenhöhlen zu reinigen, worauf prompt ein Forscher beim Einsturz der Höhlendecke ums Leben kann.