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26 09 | '16

Weggebeamte KünstlerInnen

Dass KünstlerInnen & Co manchmal ein etwas seltsames Verhalten an den Tag legen, ist bekannt. Wenn jedoch dieselben aus dem eigenen Freundeskreis stammen, ändert sich die Sachlage. So hatte ich beispielsweise vor Jahren mal einen unglaublich intensiven Schub im Schreiben. So intensiv, dass ich manchmal – also eigentlich sehr oft – vergass, dass ich ja auch noch einen Freund hatte. Der sich dann natürlich prompt beschwerte. Aber als ich die Wahl hatte zwischen dem nörgelnden Freund oder dem Schreibhimmel auf Erden, dann fiel meine Wahl zwangsläufig auf Letzteres.

Das kann sehr irritierend sein, wenn ich mit jemandem unterwegs bin. Wir führen gerade eine Unterhaltung und mitten im Satz des Gegenübers springe ich auf, zücke meine Kamera und muss unbedingt einen Käfer fotografieren, der gerade auf einem Nagel einen Headspin macht (oder was auch immer). Ist das Gegenüber ein Kreativschaffender, entstehen da keine Probleme. Ist er oder sie es nicht, kann aus dem Himmel auf Erden sehr schnell eine sehr frostige (und einsame) Höhle werden. Dabei ist es nicht persönlich gemeint und hat auch nichts mit mangelnder Sympathie zu tun. Ich MUSS in dem Moment dieses Foto schiessen. Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue.

Und dann gibt es diese Phasen, in denen wir komplett abtauchen. Nur auf unser Projekt fokussiert sind. Das ist ein herrlicher Zustand. Wo man steht und geht, fliessen neue Ideen hinzu, verweben sich in das bestehende Netz, es wird dichter und dichter. Gleichzeitig ist es eine Intensität, die manchmal schwer auszuhalten ist. In dieser Phase darf nichts, aber auch gar nichts diese Konzentration stören. Jede Störung könnte den Tod des Projekts bedeuten. Zwei Wochen später schreibe ich dann lastwagenweise Mails und SMS, die alle mit denselben Satz anfangen: "Sorry, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe..."

So ist das. Mit uns hat man es nicht leicht.