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23 05 | '22

Laufenlernen, [das].

Ungelenke Ideen, die mühsam über den unebenen Weg stolpern - nicht wenige fallen hin und zerplatzen. Wünsche, die auf den harten Boden prallen. Manche kann man mit etwas Leim wieder zusammenkleben. Andere nicht. Manche zerfallen sogar bereits, während man sie in den Händen hält. Nicht genug Feuchtigkeit, nicht genug Kohäsion. Andere werden klobig und schwer wie ein riesiges Stück Blei - besser, es am Wegrand stehen zu lassen, als es mit sich herumzuschleppen in der Hoffnung, dass es mit der Zeit etwas leichter wird. Zement lässt sich auch nicht wieder verflüssigen, wenn er erstmal getrocknet ist. Du kannst versuchen, Stücke davon abzumeisseln und diese neu zu verbauen. Manchmal klappt das gut. Manchmal gar nicht. Die Elemente verhalten sich immer anders - die physischen Gesetze ausgehebelt. Was heute sachte zu schweben beginnt, wandelt sich beim nächsten Versuch zu Beton. Was heute zerbröselt, gibt beim nächsten Versuch einen wunderschönen geschmeidigen Teig. Es folgt keiner Regel, vergeblich sucht man danach. Im Gegenteil, je mehr man versucht, die Gesetzmässigkeiten zu finden, desto mehr misslingen die Experimente, als würde die Physik sagen: ich tue was ich will. Die Schwerkraft ist manchmal 5G, manchmal 20G und manchmal gar nicht vorhanden. Ungelenke Ideen. Manchmal lernen sie laufen, sogar blitzgeschwind rennen. Manchmal kommen sie gar nie auf die Beine. Es ist ein Spiel. Ein Spiel mit der Roulette-Kugel. Mal ins Schwarze getroffen. Manchmal nicht.